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Sanktionen gegen Russland und den Iran: Wie amerikanische Finanzbeamte zu Wirtschaftskriegern werden.
VON KERSTIN KOHLENBERG UND MARK SCHIERITZ
Als Daniel Glaser im Februar dieses Jahres sein Büro in Washington betritt, wird ihm schnell klar, dass seine Waffe bald wieder gebraucht werden wird. Der ukrainische Machthaber Viktor Janukowitsch ist nach Russland geflohen, gleich wird Glaser ins Weiße Haus gerufen werden, und dann wird er sich an die Arbeit machen. Daniel Glaser ist ein Krieger. Er hat gegen den Iran, gegen Nordkorea, Kuba, Somalia, den Sudan, den Jemen und Simbabwe gekämpft. Seit jenem Tag im Februar kämpft er gegen Russland. In den meisten dieser Länder ist Glaser nie gewesen. Er hat während seiner Einsätze keine einzige Patrone verschossen. Glasers Waffe ist das Geld.
Seit einigen Monaten trägt Glaser Dreitagebart, er hat viel zu tun. Seit Neuestem kämpft er auch gegen die Islamisten in Syrien und im Irak. Durch die Fenster seines weitläufigen Büros blickt Glaser auf den marmornen Obelisken des Washington Monument; wenn Barack Obama ihn ruft, hat er nur wenige Meter zu gehen. In siebzehn Jahren Dienst hat Glaser sich vom ersten Stock in die oberste Etage des amerikanischen Finanzministeriums hinaufgearbeitet. In eine Abteilung, in der die weltweiten Konflikte des 21. Jahrhunderts entschieden werden: die Abteilung für Financial Warfare, für den Krieg mit den Mitteln des Finanzmarktes.Heutzutage lassen sich internationale Konflikte oft nicht mehr militärisch lösen
– zumal wenn einer der Kontrahenten über Atomwaffen verfügt. Deshalb wird eine neue Klasse von Kriegern bedeutend, die Finanzkrieger wie Glaser. Seine Waffe zielt direkt auf den Wohlstand des Gegners. Ihre Wirkung beruht auf dem Umstand, dass sich dieser Wohlstand in einer globalisierten Weltwirtschaft nur vermehrt, wenn das Geld ungestört um den Erdball zirkulieren kann, durch ein verzweigtes Netz von Datenkanälen, das die Welt umspannt. Ohne einen Anschluss an dieses Netz können Unternehmen keinen Handel treiben, müssen Banken den Betrieb einstellen, werden Kreditkarten wertlos.
Wer den Zugang zu diesem Netz kontrolliert, der verfügt über sehr viel Macht. An einem sonnigen Septembermorgen sitzt Glaser wieder in seinem Büro in Washington und betrachtet stolz den Schaden, den seine Waffe unlängst angerichtet hat: Der Rubel ist auf einem historischen Tief, der Aktienmarkt in Russland um mehrere Prozent abgerutscht. „Etwas in dieser Größe haben wir noch nicht gemacht. Aber wir lernen bei jedem Einsatz dazu“, sagt er.
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